Wir sind stolz auf Romina Bell!

Veröffentlichungsdatum07.11.2012Lesedauer5 MinutenKategorienAktuelles der Frauen
Wir sind stolz auf Romina Bell!

Lufthansa-Flug 420 von Frankfurt nach Boston – für unsere Abwehrspielerin Romina Bell ein Flug ins Ungewisse? Nein! Denn die 19-Jährige wusste auf was sie sich einlässt, als sie im Sommer 2012 ans American International College nach Springfield (Massachusetts, USA) wechselt. Ein fremdes Land, eine andere Sprache, eine andere Kultur und ein neues Team! Fußball spielen und studieren im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, Romina erfüllte sich ihren Traum. Nach einem halben Jahr ist es an der Zeit für ein erstes Fazit.

 

Nach vier Meistertiteln und drei Cupsiegen mit dem NÖSV Neulengbach Pflegeheim Beer, entschied sich unsere Innenverteidigerin Romina Bell (19) also für ein Jahr an einem amerikanischen College um dort zu studieren und Fußball zu spielen. Die Wahl fiel schlussendlich auf das American International College in Springfield, Massachusetts – ein Division II College. Ein was?

 

Zugegeben, das amerikanische Collegesportsystem ist eine Wissenschaft für sich. Versuchen wir es einmal kurz zu skizzieren. Amerikanische Universitäten, die jeweils zahlreiche Sportarten (auch solche wie: Bowling, Ringen, Leichtathletik, Fechten und sogar Skifahren) anbieten, werden anhand verschiedener Faktoren (Größe, Infrastruktur etc.) in Divisionen, wenn man so will „Ligen“, eingeteilt. Große Colleges messen sich in der Division I, kleinere in der Division III. Und weil Amerika flächenmäßig (und auch sonst) nicht Österreich ist, müssen die Divisionen auch in regionale Gruppen, sogenannte Conferences unterteilt werden. Romina spielt mit ihrem Fußballteam, den „Yellow Jackets“, in der Northeast-10-Conference, mit 15 anderen Teams. Da jeweils nur im ersten Semester Fußball gespielt wird, trifft man auf jeden Gegner nur einmal. Die besten acht Teams qualifizieren sich danach für die Playoffs, wo in einem K.O.-System der „Meister“ der Conference ermittelt wird. Für die besten Mannschaften der gesamten Divison II, also aus ganz Amerika (der Vergleich erfolgt über ausgeklügelte Bewertungssysteme), gibt es dann noch einmal ein K.O.-Turnier, in dem der „National Champion“ der Division II ermittelt wird.

 

An das dachte Romina aber ganz bestimmt noch nicht, als sie am 10. August erstmals ihr Zimmer am Campus betrat und in den darauffolgenden Tagen den Stress des College-Lebens am eigenen Leib erfahren musste. Neben „Erkundungstouren“ auf dem Campusgelände, Bücherkäufen (für insgesamt 1.200 Dollar) und eigenen organisatorischen Hürden, standen die ersten Trainingseinheiten mit den Yellow Jackets auf dem Programm, wo das Trikot mit der Nummer 24 für sie reserviert war. “Ich pendle zwischen Campus und Trainingszentrum und das ist schon ziemlich das einzige was ich erlebe.“ mehr Worte benötigt sie nicht, um ihren Tagesablauf zu beschreiben. Coach Johnson sah sie zunächst auf der Außenverteidigerposition, setzte sie aber schon kurze Zeit später nur noch als Innenverteidigerin, wo sie sich im Laufe der Vorbereitung als Stammspielerin und Stütze etablierte und auch prompt ein Tor erzielte. Das Team vertraut auf ihre Stärken im Kopfballspiel und bei ruhenden Bällen.

 

Mit Fortdauer der Saison entwickelten sich die Yellow Jackets zu einem Spitzenteam. Nachdem bei den ersten zwei Spielen nur ein Punkt heraussprang, gelang beim ersten Heimspiel der Saison endlich der erste Sieg! Romina’s Familie saß dabei mehrere Tausend Kilometer entfernt vor dem Fernseher und hatte allen Grund zum jubeln. Die Verteidigerin, bei Eckbällen stets im gegnerischen Strafraum zu finden, köpfte zur frühen Führung für die Yellow Jackets ein und legte so den Grundstein für den ersten Saisonsieg. Apropos Sieg: Von den nächsten zwölf Spielen, gewann das Team elf und spielte einmal unentschieden. Unglaubliche zehnmal (!) blieben die Yellow Jackets ohne Gegentreffer, was für die starke Leistung der Abwehr rund um Romina Bell spricht.

 

Ein Höhepunkt des Erfolgslaufs war sicher der Sieg in der zweiten Verlängerung gegen den amtierenden „National Champion“, die Saint Rose „Golden Knights“. Warum Verlängerung? Steht es nach 90 Minuten unentschieden, werden zwei mal zehn Minuten angehängt, in der das erste Tor entscheidet. Gelingt keinem Team das Golden Goal, endet das Spiel unentschieden. Der persönliche Höhepunkt für Romina war aber der überraschende Besuch ihrer Mutter und dessen Lebensgefährten zu den letzten beiden Spielen vor den Playoffs. Was folgte waren zwei, für die Innenverteidigerin sehr emotionale Siege. Im letzten Spiel der regulären Saison gegen Franklin Pierce versenkte Romina vor den Augen ihrer Mutter einen Freistoß zum 2:0-Endstand. (Video-Highlights) Durch den Erfolg sicherten die Yellow Jackets den Meistertitel in der Northeast-10-Conference ab. Für die Universität war es der erste seit 1998. Im nationalen Ranking kletterte das Team bis auf Rang 10 vor. „Mit dem Abschneiden des Teams bin ich sehr zufrieden, denn es ist die erfolgreichste Saison in der AIC Geschichte! Auch wenn wir nicht immer eine Top Leistung gezeigt haben, haben wir mit Herz und Leidenschaft gewonnen“, sagte eine sehr zufriedene Romina Bell, die zu besonderen Ehren kam.

 

Im amerikanischen Sport ist es üblich All-Star-Selektionen zu wählen und individuelle Leistungen zu prämieren. So wurde Romina’s Abwehrkollegin Allie Fitzsimmons zur Northeast-10-Spielerin des Jahres gewählt und ins „All-Conference First Team“ gewählt, wenn man so will das All-Star-Team der Liga. Romina schaffte es in ihrem ersten Jahr ins „All-Rookie-Team“, ins Team der besten Liganeulinge und ins „All-Conference Third Team“. „Ich hatte zwar nicht immer gute Spiele, aber ich konnte dazu beitragen, dass wir nur fünf (!) Saisontore bekommen haben und habe als Freshmen in der Innenverteidigung immerhin eine der wichtigsten Positionen zu erfüllen! Außerdem kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal zwei Saisontore – und sogar noch eines in der Vorbereitung – geschossen habe! Ich denke, dass ich vor allem durch meine Kopfballstärke und durch meine Freistöße bewiesen habe, dass auch ich Tore erzielen kann,“ erzählt Romina.

 

In den abschließenden Playoffs konnte das Team das hohe Level der Saison dann aber nicht halten und scheiterte in der ersten Runde am späteren Finalisten Adelphi (0:2). Allerdings haben die Yellow Jackets die Qualifikation für das Nationalturnier der Division II in der Tasche und haben dort sogar in der ersten Runde ein Freilos. Für Romina geht’s also ab dem 11. November ums Eingemachte, unser Bericht hingegen endet an dieser Stelle. Das letzte Wort hat Romina: „Liebe Grüße an die Neulengbacher Fußballfamilie!“

Bericht: Kevin Bell

Photos: http://kainz-pictures.at